10. Juli 2001

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Zwei Tibeter sterben im Umerziehungs-Arbeitslager

Zwei Tibeter starben, nachdem sie Zwangsarbeit leisten mußten in dem Xinhua Laojiaosuos (Xinhua Zentrum zur Umerziehung durch Arbeit) in dem Stadtbezirk Mianyang (chin. Shi) in Nord-Sichuan. Bei einem der Toten handelt es sich wohl um den tibetischen Bauern Tsering Wandrag handeln, über dessen Tod infolge von Mißhandlung TIN im vergangenen Sommer berichtete (www.tibetinfo.co.uk/news-updates/nu060201). Wer der zweite Tibeter ist, weiß man nicht. Ein zuverlässiger, von TIN erhaltener Bericht besagt, daß die zwei Tibeter zusammenbrachen, als sie vergangenen Sommer bei schwüler Hitze zur Arbeit gezwungen wurden. Sie bekamen weder Wasser noch medizinische Betreuung und starben kurz darauf.

Der etwa 30-jährige Tsering Wangdrag kam als Strafe für seine Beteiligung an den Protesten gegen die Festnahme des angesehenen buddhistischen Lehrers Sonam Phuntsok im Oktober 1999 in das Arbeitslager. Weitere elf mit den Demonstrationen in Kandze in der Kandze TAP in Sichuan im Zusammenhangen stehende Tibeter werden einer zuverlässigen Quelle zufolge in Mianyang festgehalten. Dazu gehören: Pema Phuntsok, Wangdu, Lobsang Jampa und Phuntsok, die alle in dem Xinhua Laojiaosuo, 220 km nordöstlich von der Provinzhauptstadt Chengdu, eine Strafe von 3 Jahren ableisten müssen. Die Identität der übrigen auf die Kandze Proteste hin in Mianyang eingesperrten Tibeter konnte TIN nicht bestätigen.

Ein TIN zugegangener Bericht deutet darauf hin, daß die Tibeter in der Xinhua Anstalt größerer Gefahr als die Chinesen ausgesetzt sind, weil sie nicht an die feuchtheißen Sommer in Sichuan, kombiniert mit Zwangsarbeit und schlechten Bedingungen gewöhnt sind. Die Gefangenen in Mianyang werden hauptsächlich bei Bauarbeiten eingesetzt. Viele der Umerziehungs-Anstalten durch Arbeit und der Gefängnisse in Sichuan stellen Materialien her, die für die Infrastruktur-Entwicklung, welcher von der Regierung wirtschaftliche Priorität eingeräumt wird, benötigt werden. Diese Interdependenz von Gefängnisarbeit und lokaler Marktnachfrage kommt der Entwicklung der lokalen Wirtschaft in der Region zugute. Häftlinge in dem Gefängnis Ngaba in der ebenfalls in Sichuan liegenden Ngaba (chin. Aba) Tibetisch und Qiang Autonomen Präfektur stellen Baumaterialien her, und in einer Haftanstalt in Dartsedo (chin. Kangding) in der Kandze TAP wird mit Hilfe von Zwangsarbeitern Zement produziert.

Tsering Wangdrag, einer der beiden Gefangenen, die letzten Sommer in Mianyang starben, soll bei der Arbeit zusammengebrochen und zwei Stunden später gestorben sein. Tsering Wangdrag, der eine Frau und zwei kleine Kindern hinterläßt, büßte eine dreijährige Strafe ab. Den TIN zugegangenen Berichten zufolge wurde er in der Anfangszeit in dem Kandze PSB Haftzentrum mindestens einmal bewußtlos geschlagen und erlitt auch später in Mianyang Mißhandlungen. Über die Identität des zweiten Tibeters, der letzten Sommer in der Anstalt in Mianyang starb, gibt es keine näheren Informationen.

In ein laojiao ("Erziehung-durch-Arbeit") Zentrum so wie Xinhua kommen Häftlinge mit administrativ verhängten Strafen bis zu höchstens 3 Jahren, die von dem Amt für Umerziehung-durch-Arbeit ohne Gerichtsprozeß verhängt werden. Tibeter und Chinesen, die mit Umerziehung-durch-Arbeit bestraft werden, können Delikte begangen haben wie Diebstahl, Körperverletzung, selbst nur geringfügige Vergehen, aber sie können auch aufgrund von "Störung der öffentlichen Ordnung" oder von "gegen die Partei und gegen den Staat gerichteten Aktivitäten" verurteilt werden. Die in Mianyang festgehaltenen Tibeter (die sich auf die Festnahme des hohen religiösen Lehrers Sonam Phuntsok hin an den Massendemonstrationen von Kandze beteiligten) fallen wahrscheinlich unter eine der letzt genannten Kategorien (weitere Information über die Kandze Demonstrationen www.tibetinfo.co.uk/news-updates/nul171199).

Die Bedingungen in diesen Haftanstalten sind hart. Häftlinge, welche die vorgeschriebenen Produktionsquoten nicht erfüllen oder die unter Verdacht stehen, sich vor der Arbeit drücken zu wollen, können mit Schlägen oder Einzelhaft bestraft werden.

Ein Artikel über das System der Umerziehung-durch-Arbeit und die Rolle der Gefängnisarbeit beim Aufbau der tibetischen Wirtschaft findet sich unter www.tibetinfo.net/publications/cods/laogai).

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